160 Jahre KF Hünfeld: Gegen Widerstände mit Kraft und Gottvertrauen - „In der jetzigen Situation wichtiger denn je!“

Zukunftsgewandte Grußworte, die zu Verantwortung, Mut und Solidarität aufforderten, ein rustikales „Woarscht“- und Käsebuffet, Kolpingsfamilien von nah und fern, gut gelaunte Gäste, musikalische Unterhaltung und ein überaus kurzweiliges Programm. Damit waren alle Voraussetzungen gegeben für eine sehr schöne Feier zum 160. Geburtstag der Hünfelder Kolpingsfamilie in der Stadthalle Kolpinghaus, was von den zahlreichen Gästen mit Lob und viel Beifall bestätigt wurde.

Stephan Witzel, Sprecher des Leitungsteams, hob in seiner Begrüßung die Rolle der Kolpingsfamilie in Hünfeld hervor: „Wir sind der älteste Verband in Hünfeld und bringen uns sozial und kulturell in das Leben unserer Stadt ein. Unser Engagement und die Inhalte unserer Arbeit haben Hünfeld maßgeblich mitgeprägt!“ Als Beispiel nannte er u.a. den Kolpings-Familienfonds, der seit 2009 sozial bedürftige Familien unterstützt.

Bürgermeister Benjamin Tschesnok betonte in seinem Grußwort den `ganzheitlichen Aspekt´ der Kolpingsarbeit: „Verantwortlich leben und solidarisch handeln! Für dieses Wertegerüst, an dem es in unserer aktuellen Gesellschaft oft mangelt, dafür steht die Kolpingsfamilie in unserer Stadt!“ Tschesnok bedankte sich bei den Kolpingern für „alles Gute, was sie in Hünfeld geleistet haben“.

Pfarrer Stefan Remmert orientierte sich in seinem Grußwort an Adolph Kolping als “Gesellenvater“ und thematisierte den Aspekt „Arbeit“ aus biblischer Sicht: Den katholischen Ansatz als Pflicht, Mühsal und Teil der Schöpfung, den evangelischen Ansatz als „rein weltlich, um das eigene Leben zu erhalten und dem Nächsten zu helfen.“ In beiden Fällen aber sei Arbeit ein Geschenk Gottes.

Für die Hünfelder Vereine überbrachte Steffen Schaake, Präsident der Hünfelder Karnevalsgesellschaft (HKG) die Glückwünsche. Sozialverbände wie das Kolpingwerk leisteten einen großen Beitrag, indem sie im Geiste Adolph Kolpings den Menschen je nach Neigung eine mentale und physische Heimat bieten würden. „Damit wird der einzelne Mensch sowie die Zivilgesellschaft gestärkt,“ so Schaake.

„Der Mut wächst, je größer die Hindernisse sind!“ Mit diesem Zitat Kolpings eröffnete Brigitte Kram ihre Rede und forderte dazu auf, gegen Resignation und Negativnachrichten anzukämpfen. Die neu gewählte Vorsitzende des Kolping-Diözesanverbandes Fulda (DV) ermutigte vielmehr dazu, Zukunft aus der Gegenwart heraus zu gestalten, besonders dann, wenn die Gegenwart schwierig sei. Das erfordere Mut und einen lebendigen Glauben.

Die Kolpingsfamilien Schlitz (Bistum Mainz) und Michelsrombach ließen es sich nicht nehmen, in einem kurzen bzw. gereimten Grußwort ihre Geschenke zu überreichen und seitens der Schlitzer auch die Glückwünsche des Mainzer Diözesanverbandes zu überbringen. Landrat Bernd Woide, quasi auf Kurzbesuch, entrichtete ebenfalls ein Grußwort, in dem er das ehrenamtliche Engagement der Kolpingsfamilien als wesentliches Element für ein soziales Gelingen unserer Gesellschaft hervorhob.

Den „geselligen Unterhaltungsteil“ des Abends eröffnete Josef Richter, langjähriger Vorsitzender des DV Fulda, mit einem Einblick in die Arbeit von Kolping International. Richter bezog sich auf viele persönliche Begegnungen mit Menschen u.a. aus Myanmar, Kenia und Kolumbien. „In diesen Ländern schafft es Kolping, den Menschen Halt, Orientierung und Sinn zu geben, indem insgesamt 150 Projekte weltweit mit über 120 Mio. Euro unterstützt werden“, so Richter. Dies gelinge aber nur, wenn viele `kleine Zahnräder´, die Kolpingsfamilien, das große `Schwungrad´, Kolping International, in Gang hielten. So schafften es die Menschen, etwas aus sich zu machen, nicht nur zum eigenen Wohl, sondern zum Gemeinwohl, um Glück und Segen zu verbreiten.

Zu einem kurzen „Intermezzo“ trafen sich dann Burkhard Melzer, der Moderator des Abends, und Dieter Hohmann vom Leitungsteam auf der orangenen Kolpingbank, wo Hohmann eigentlich Hermine „Minni“ Höfer als ältestes Kolpingmitglied und Zeitzeugin bis hinein in den Nationalsozialismus interviewen wollte. Aus familiären Gründen musste Minni Höfer leider absagen.

In einem Rückblick auf die 160 Jahre seit 1863 beleuchteten Berthold Schwalbach und Dietmar Weidenbörner in Mundart Geschichte, Entwicklung und Bedeutung der Hünfelder Kolpingsfamilie. Alte Protokollbücher und Schriften lieferten ihnen die überaus kurzweilig aufbereitete Historie, selbstredend mit einer Vielzahl von Anekdoten versehen. Von der Vereinsgründung, „gegründ 1863 in Leopolds Wertschaft mit 14 Liet als de allererscht Verei in Hiefäld“, über die Einweihung, „des erscht Gesallehus wur 1904 iegeweiht“, leitetet die beiden Platt-Spezialisten über zum Nationalsozialismus, „von de Nazis drangsaliert“, bis hin zum Kinoevent im Kolpinghaus, den „Rhönlichtspielen im Gesallehus“.

Begonnen hatte der runde Geburtstag mit einem Festgottesdienst um 16:00 Uhr in der St.-Jakobus-Kirche. Präses Pfarrer Reinhold Kircher zelebrierte gemeinsam mit Stadtpfarrer Dr. Michael Müller und dem Provinzial der Oblaten, Pater Felix Rehbock, der auch die Predigt hielt. Dabei äußerte Rehbock drei Wünsche, die sich am Tagesevangelium orientierten: Jeder Mensch möge den Sinn seines Lebens erkennen und Mitmenschen dabei helfen, damit dies ebenfalls gelinge. Jeder Mensch möge die Chance bekommen, im fairen Umgang miteinander diesen Sinn auch zu verwirklichen. Letztendlich gehe es dann darum, im fairen Umgang miteinander gemeinsam Lösungen für die vorhandenen Probleme zu finden.

Nachdem die zahlreichen Bannerträger und -innen sich auf den Weg zur Stadthalle gemacht hatten, gedachten die Kolpinger ihrer verstorbenen Mitglieder in einer Totenehrung vor dem Kolpinghaus, musikalisch umrahmt von einem Bläserquartett unter Leitung von Martin Gensler.

Kolping wäre nicht Kolping, wenn eine solche Veranstaltung nicht auch einen sozialen Aspekt hätte. Die Spenden in Höhe von 1.275 Euro wurden aufgestockt auf 2.000 Euro und kommen dem gemeinnützigen Verein PRO UGANDA zugute, der seit 2013 amputierten Menschen in Uganda durch orthopädietechnische Hilfe wieder ein weitgehend uneingeschränktes Leben ermöglicht. Alles in allem also eine „runde Sache“!

Bilder: Stephan Witzel/KF Hünfeld

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